GISS dokumentiert Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Wohnungsnotfallhilfen

05.04.2020 Innerhalb weniger Wochen hat die Corona-Pandemie das öffentliche Leben in Deutschland grundlegend und auf unbestimmte Zeit verändert. Viele Schutzmaßnahmen hatten unmittelbare Auswirkungen auf die Wohnungsnotfallhilfen. Sie haben die prekären Lebenslagen von Menschen verschärft, die sich bei der Bewältigung ihres Alltags in hohem Maß auf ehrenamtliche oder institutionelle Unterstützung verlassen (müssen).
Infrastrukturangebote wie Beratungsstellen und Tagesaufenthalte für Wohnungslose wurden vielerorts geschlossen. Überwiegend von älteren und bereits lang aus dem Berufsleben ausgeschiedenen Ehrenamtlichen getragene Unterstützungsangebote wie Tafeln, Sozialkaufhäuser, Mittagstische etc. konnten ihren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten, weil Helferinnen und Helfer sich vor Ansteckung schützen müssen. Übernachtungen, Notunterkünfte und kommunale Obdachloseneinrichtungen wurden offenbar teils ganz geschlossen, teils unter riskanten Bedingungen weitergeführt. Es fehlten Notfallpläne und Quarantänemöglichkeiten. Aufsuchende Angebote werden eingestellt, um Mitarbeitende zu schützen. Den ohnehin gesundheitlich unterversorgten Menschen auf der Straße fehlt jede ärztliche Versorgung.
Wie sich zeigt, beruhen viele Verhaltensmaßregeln, die ad hoc ergriffen werden, um soziale Distanzierung zu erreichen, auf Normalitätsvorstellungen, die für Wohnungslose bzw. Menschen in Wohnungsnotlagen nicht gelten. Zu den intendierten, bewusst in Kauf genommenen Effekten etwa der beschriebenen Schließungen treten eine Vielzahl nicht intendierter Folgen. 
Auf der Unterseite Covid-19 dokumentiert die GISS die aktuellen Entwicklungen.